Aktuelle Ausgabe
Es sind aufregende Zeiten! Wir sitzen in der Redaktion bereits in der Endkorrektur, die Druckdaten müssen in die Druckerei, da ploppen die Nachrichten auf, dass die größte Militärmacht der Welt für die nächsten vier Jahre einen neuen, alten Präsidenten bekommt, der es mit Recht und Gesetz nicht so genau genommen hat, da zerbricht die Ampelkoalition in unserem eigenen Land. Unklarheit erzeugt immer Unsicherheit, unkalkulierbare Reaktionen, Ängste, oder auch Sprachlosigkeit.
Als wir die Texte für diese Ausgabe zusammengestellt haben, wurde uns plötzlich offenbar, dass Kassandra, die Seherin und Warnerin in der Antike, die nicht erhört, die missachtet und verachtet wird, gleich in drei der hier besprochenen Bücher in unterschiedlicher Form eine Rolle spielt. Kassandra, die Warnerin, die nicht erhört wird, besinnt sich auf sich selbst. Auch die Protagonistinnen in diesen Büchern, die sich auf Kassandra beziehen und den Mythos jeweils sehr unterschiedlich verarbeiten, besinnen sich auf sich selbst, suchen Stärke und Kraft nicht bei anderen. Literarische Figuren finden ihre Sicherheit in einer literarischen Figur. In der Literatur finden wir immer wieder Beispiele zur Krisenbewältigung – in diesem Fall handelt es sich übrigens um die Rezensionen zu den Büchern von Ulrike Edschmidt (Seite 5), Judith Kuckart (Seite 10) und Igabia Scego (Seite 20).
Eine gewisse Niedergeschlagenheit schleicht sich natürlich ein: Heft für Heft berichten unsere Rezensentinnen und Rezensenten von Büchern, in denen es darum geht, produktive Wege durch die Welt zu finden, das Gute in den Menschen aufzuspüren, das Böse zurückzudrängen, Formen des gelungenen (demokratischen) Zusammenlebens zu entwerfen. Das ist die Stärke der Literatur, der Kunst allgemein. Aber wird sie denn nicht gehört? Oder von zu wenigen Menschen?
Michael Augustin, unser treuer Lyrikexperte, hat wieder ein eigenes Buch herausgebracht, dass wir Ihnen auf Seite 14/15 vorstellen. Und er hat uns mit einer seiner Collagen auch gleich das passende Titelmotiv geliefert: Sprache finden! Oder anders ausgedrückt: Sprachlosigkeit überwinden! Und das muss nicht immer bitterernst ablaufen, das kann auch (feucht-)fröhlich geschehen. Wir dürfen uns unseren Humor nicht stehlen lassen.
Nicht aufgeben, weiterkämpfen, das war das Fazit, das Kamala Harris zog, als sie öffentlich über ihre Wahlniederlage sprach. Doch auch wenn autoritäre Staatsformen immer einflussreicher zu werden scheinen, die Freiheit ist zumindest hier noch nicht verloren. Und Freiheit bedeutet, so sagt es der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk, sich in seine eigenen Angelegenheiten einzumischen. In welcher Form? Gespräche am Küchentisch oder am Rande einer Lesung, Demonstrationen, Petitionen. Tja, oder Lokalpolitik. Hauptsache aktiv werden und nicht verzweifeln. Und: Protest wirkt.
Bücher können Anleitung und Anregung sein, und sei es, dass sie uns für einen Moment in ganz andere Welten katapultieren, aus denen wir mit neuen Blicken, mit neuen Perspektiven zurückkehren können, vielleicht sogar kathartisch bewegt, so wie es die antike Dichtung praktizierte. Anregungen zu solcher Lektüre gibt es, wie immer, in diesem Heft.
Von uns können wir Ihnen eine gute Nachricht mitteilen: Die »Lesart« lebt weiter! Mehr dazu finden Sie auf Seite 66 »In eigener Sache«. Unsere Rubrik »Aufgestöbert«, die Sie sonst auf eben derselben Seite gefunden haben, fehlt nicht nur in dieser Ausgabe, wir beenden sie, denn allzu häufig mussten wir geplante Titel wieder streichen, weil die Restauflage dieser literarischen Preziosen doch ausverkauft oder »verramscht« worden war. Aber wir haben uns schon etwas Neues für diese Seite ausgedacht, lassen Sie sich mit der »Lesart 1/2025« überraschen. Es wird sie geben!
Matthias Schümann und Manfred Keiper
Es geht weiter: Die nächste »Lesart« erscheint im März 2025
Über uns
Die Lesart ist ein unabhängiges Journal für Literatur und erscheint seit 1994 quartalsweise in Deutschland. Der Vertrieb erfolgt an DirektabonnentInnen und an gegenwärtig ca. 350 Buchhandlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
- Herausgeber
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Die Lesart wurde von dem in Stralsund an der Ostsee gebürtigen Journalisten und Publizisten Dr. Karsten Schröder 1994 mit Freunden in Bonn als „anderes Literaturmagazin“ gegründet, seit Ende der 90er Jahre von ihm in Rangsdorf bei Berlin weitergeführt. 2019 hat Manfred Keiper (andere buchhandlung) die Lesart übernommen und fungiert als Herausgeber und Verleger. Die Lesart erscheint seitdem in Rostock – ebenso an der Ostsee.
- Mitwirkende
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Herausgeber: Manfred Keiper (V.i.S.d.P.)
Chefredakteur: Matthias Schümann
Redaktion: Jacqueline Dubberke, Manfred Keiper
Gestaltung: Agentur Novación Grafikdesign, Rostock
Satz, Layout: Gundula Dinse, www.novacion.de
Druck/Vertrieb: TZ-Verlag & Print GmbH, Roßdorf, www.tz-verlag.de
Als RezensentInnen arbeiten über 20 BuchhändlerInnen, JournalistInnen; PublizistInnen und GeisteswissenschaftlerInnen an der Lesart mit.
- Konzept & Inhalt
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Die Lesart ist ein Journal für Literatur und erscheint vier Mal im Jahr als Printmagazin. Auf 80 Seiten und vier Umschlagseiten im DIN A4-Format werden jeweils ca. 60 – 70 aktuelle Bücher aus den Bereichen Literatur, Kinder- und Jugendbuch sowie Sachbuch, insbesondere aus den Bereichen Geschichte und Kulturgeschichte, Kunst, Musik und Theater, Biografien, sowie Politik und Populärwissenschaften.
Die Redaktion ist in der Auswahl der rezensierten Titel unabhängig. Die Auswahl erfolgt durch die Redaktion in Korrespondenz mit den RezensentInnen. Wir besprechen Bücher, die wir auch selbst lesen und ins Regal stellen möchten.
Die Lesart erscheint ausschließlich in deutscher Sprache.
Der Vertrieb erfolgt zum einen an DirektabonnentInnen, zum anderen über ca. 350 Buchhandlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die die Lesart weiterverkaufen oder als Kundenmagazin einsetzen.
Die Lesart finanziert sich durch Anzeigen, Abonnementsgebühren und die Beiträge für die Marketingexemplare.
- Mediadaten
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Hier finden Sie unsere allgemeinen Mediadaten für 2024.
Für den herstellenden und verbreitenden Buchhandel finden Sie die Mediadaten 2024 hier.
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