Aktuelle Ausgabe
Dieses Jahr steckt wieder voller Jubiläen, Casanova feiert den 300., Rilke und Thomas Mann den 150. Geburtstag. Der hunderste Jahrestag des Romans »Der Zauberberg« (1924) lieferten den Vorgeschmack für das »Mann-Jahr«. In der vergangenen Ausgabe besprachen wir bereits neue Titel über den »Zauberer«, in dieser Ausgabe erfahren Sie von zwei weiteren. Und auch in der Herbstausgabe besprechen wir neue Bücher über den Autor.
Thomas Mann, der Sprachdrechsler, der Ästhet einer untergegangenen bürgerlichen Welt. Dazu passt das heitere Strandfoto, das wir für den Titel ausgewählt haben, schließlich war Thomas Mann ein Ironiker, ein Humorist gar, das weiße Mützchen relativiert den Bildungsmenschen. Das Foto stammt aus dem Jahr 1927, nicht nur die Sommerfrische strahlte eine Lebensfreude aus, von der die erste deutsche Republik durchaus erfüllt war. Göttingen hatte die höchste Dichte an Nobelpreisträgern weltweit, Thomas Manns Nobelpreis sollte erst noch kommen. Die sommerfrische Aufbruchstimmung wurde erst durch die wirtschaftliche, dann durch das politische Desaster beendet. Man wehrte nicht den Anfängen, und ließ die nationalsozialistische Bewegung gewähren, die Mann schon als »eine Riesenwelle exzentrischer Barbarei und primitiv-massendemokratischer Jahrmarktsrohheit« klassifiziert hatte. So waren Kulturschaffende mit die ersten, die sich ins Exil retten mussten. Feuchtwanger war im Ausland, Thomas würdigte noch Richard Wagners fünfzigsten Todestag, um dann am 11. Februar 1933 eine Auslandsreise anzutreten, von der er nie wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist. So gab es zu seinem 75. Geburtstag in Deutschland durchaus Verrisse, doch jetzt wird Thomas Mann neu entdeckt, seine Rundfunkreden neu veröffentlicht, bleibt zu hoffen, dass das Buddenbrookhaus bald wieder öffnet.
Natürlich gibt es darüber hinaus jede Menge anderer Texte, deren Lektüre sich lohnt, seien sie kämpferisch-sozialkritisch oder poetisch und versponnen. Gegen die Mächtigen und Rücksichtslosen an zu sprechen und zu schreiben, ist dabei offenbar noch immer das Gebot der Stunde. Ein Autor wie Douglas Rushkoff zum Beispiel knöpft sich die großen Tech-Konzerne vor und erläutert das »Mindset« ihrer Macher (meist Männer), dessen zentrale Frage lautet, wie die Protagonisten sich vor den verheerenden Folgen ihrer eigenen Wirkens und kraft ihres aberwitzigen Reichtums schützen können (S. 55). Mit Bunkern und eigenen Wachmannschaften? »Survival of the Richest«, nannte Rushkoff sein Buch in Anspielung an den herrschenden Digital-Darwinismus. Die wirtschaftliche Kolonisierung des Internets und die systematische Zurückdrängung von (staatlichen) Kontrollinstanzen führe letztlich zu der privatwirtschaftlichen Tech-Autokratie, in der wir heute leben und die Konsequenzen für sehr viele Menschen hat - davon handelt das Buch »Digitaler Kolonialismus« (S. 54).
Doch diese Gegenwart lässt sich nicht nur mit Hilfe von Sachbüchern verstehen. So versammeln wir auch in dieser Ausgabe wieder Belletristik, Lyrik, Essayistik, inhaltlich ernsthaft und reflektiert, humoristisch oder ironisch, in ihrer Buntheit durchaus sommerfrisch!
Matthias Schümann und Manfred Keiper
… weiterlesenErscheinungstermin: 19.06.2025
Die nächste »Lesart« erscheint im September 2025

Über uns
Die Lesart ist ein unabhängiges Journal für Literatur und erscheint seit 1994 quartalsweise in Deutschland. Der Vertrieb erfolgt an DirektabonnentInnen und an gegenwärtig ca. 350 Buchhandlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
- Herausgeber
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Die Lesart wurde von dem in Stralsund an der Ostsee gebürtigen Journalisten und Publizisten Dr. Karsten Schröder 1994 mit Freunden in Bonn als „anderes Literaturmagazin“ gegründet, seit Ende der 90er Jahre von ihm in Rangsdorf bei Berlin weitergeführt. 2019 hat Manfred Keiper (andere buchhandlung) die Lesart übernommen und fungiert als Herausgeber und Verleger. Die Lesart erscheint seitdem in Rostock – ebenso an der Ostsee.
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Herausgeber: Manfred Keiper (V.i.S.d.P.)
Chefredakteur: Matthias Schümann
Redaktion: Jacqueline Dubberke, Manfred Keiper
Gestaltung: Agentur Novación Grafikdesign, Rostock
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Die Lesart ist ein Journal für Literatur und erscheint vier Mal im Jahr als Printmagazin. Auf 64 Seiten und vier Umschlagseiten im DIN A4-Format werden jeweils ca. 50 – 60 aktuelle Bücher aus den Bereichen Literatur, Kinder- und Jugendbuch sowie Sachbuch, insbesondere aus den Bereichen Geschichte und Kulturgeschichte, Kunst, Musik und Theater, Biografien, sowie Politik und Populärwissenschaften, besprochen.
Die Redaktion ist in der Auswahl der rezensierten Titel unabhängig. Die Auswahl erfolgt durch die Redaktion in Korrespondenz mit den RezensentInnen. Wir besprechen Bücher, die wir auch selbst lesen und ins Regal stellen möchten.
Die Lesart erscheint ausschließlich in deutscher Sprache.
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