Aktuelle Ausgabe
Nein, das ist keine Landschaft nach einem großen Feuer auf dem Titel dieser Ausgabe. Es handelt sich um eine Aufnahme, die eine Facette des Herbstes aufzeigt, entnommen aus einem Buch, das sich intensiv in Wort und Bild dieser Jahreszeit widmet (Seite 72). Dass Betrachterinnen und Betrachter vielleicht doch Feuer oder eine andere Endzeit-Assoziation haben, mag an der widersprüchlichen Farbgebung liegen, die Wärme, Hitze eher erwarten lässt als herbstliche Kühle. Und natürlich an dem Wort, das darüber prangt: Kipppunkte. Dieser Begriff begegnet einem heute auf Schritt und Tritt, nicht nur, weil die »Letzte Generation vor den Kipppunkten« ihn in ihren Namen aufgenommen hat und mit ihrem Protest auf die Straße trägt. Kipppunkte, damit bezeichnet die Wissenschaft jene Punkte in der Klimakrise, die, wenn sie einmal überschritten sind, nicht mehr umzukehren sind. Der Autor Raphael Thelen beschreibt dies in seinem Roman »Wut« (Seite 54) mit einem Teller, der in Richtung Tischkante geschoben wird: Irgendwann kippt er herunter und fällt zu Boden. Es sei denn, er wird aufgehalten. Leider sieht es im Moment nicht danach aus. Insofern drängt die Klimakrise immer mehr in alle Bereiche unseres Lebens, auch in die Literatur. In dieser Ausgabe und auch in den folgenden wird sie entsprechend immer wieder eine Rolle spielen, und so lange nicht ausreichende Maßnahmen gegen sie ergriffen werden, bekommen wir es immer mehr mit ihren Auswirkungen und Folgen zu tun – so wie es schon jetzt, in diesem Moment, für viele Menschen auf der Welt Realität ist.
Kipppunkte sind für uns in dieser Ausgabe über die Klimakrise hinaus allgemein Punkte, an denen Unumkehrbares geschieht. Letztlich sind sie ein Wesenselement der Literatur, denn in Romanen oder Erzählungen sind es doch ganz häufig Kipppunkte, die eine Handlung in Gang bringen, das Leben einer Figur oder ihr Denken verändern. In dieser Ausgabe finden sich in diesem Sinne Kipppunkte überall, in Sachbüchern und in der Belletristik.
In gleich drei Titeln erinnern wir an den Kipppunkt 9/11. Nein, nicht den US-amerikanischen, sondern den 11. September 1973, als in Chile General Pinochet putschte, Salvador Allende absetzte und das frei gewählte sozialistische Experiment beendete. Ein anderes Werk blättert die Geschichte des Kontinents Afrika auf und konstatiert, dass ohne den Handel mit Sklavinnen und Sklaven die industrielle Revolution, wie wir sie kennen, nicht hätte stattfinden können.
Diese Revolution wiederum ist auch die Ursache von Umweltverschmutzung und menschengemachter Erderwärmung, unter der vor allem die Länder am meisten leiden, die damals ausgebeutet wurden und bis heute kaum selbst zur Klimakrise beigetragen haben, afrikanische Länder zum Beispiel. Grundlegende Veränderungen vor allem in den Industriestaaten stehen an. Doch so etwas simples wie ein Tempolimit kommt hierzulande nicht zustande. Dabei kommt es auf jede Tonne gesparter CO2-Emission an. Statt dessen wird gewissermaßen der Kipppunkt unseres Handelns immer weiter hinausgeschoben – bis tatsächlich kaum noch Wahlmöglichkeiten bestehen und wir statt im goldenen Herbst auf verbrannter Erde leben. In diesem Sinne hoffen wir, dass unsere Buchempfehlungen Sie wie immer anregen, erfreuen und auch nachdenklich machen.
Matthias Schümann und Manfred Keiper
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Die nächste »Lesart« erscheint im November 2023

Über uns
Die Lesart ist ein unabhängiges Journal für Literatur und erscheint seit 1994 quartalsweise in Deutschland. Der Vertrieb erfolgt an DirektabonnentInnen und an gegenwärtig ca. 350 Buchhandlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
- Herausgeber
-
Die Lesart wurde von dem in Stralsund an der Ostsee gebürtigen Journalisten und Publizisten Dr. Karsten Schröder 1994 mit Freunden in Bonn als „anderes Literaturmagazin“ gegründet, seit Ende der 90er Jahre von ihm in Rangsdorf bei Berlin weitergeführt. 2019 hat Manfred Keiper (andere buchhandlung) die Lesart übernommen und fungiert als Herausgeber und Verleger. Die Lesart erscheint seitdem in Rostock – ebenso an der Ostsee.
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Herausgeber: Manfred Keiper (V.i.S.d.P.)
Chefredakteur: Matthias Schümann
Redaktion: Jacqueline Dubberke, Manfred Keiper
Gestaltung: Agentur Novación Grafikdesign, Rostock
Satz, Layout: Gundula Dinse, www.novacion.de
Druck/Vertrieb: TZ-Verlag & Print GmbH, Roßdorf, www.tz-verlag.de
Als RezensentInnen arbeiten über 20 BuchhändlerInnen, JournalistInnen; PublizistInnen und GeisteswissenschaftlerInnen an der Lesart mit.
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Die Lesart ist ein Journal für Literatur und erscheint vier Mal im Jahr als Printmagazin. Auf 80 Seiten und vier Umschlagseiten im DIN A4-Format werden jeweils ca. 60 – 70 aktuelle Bücher aus den Bereichen Literatur, Kinder- und Jugendbuch sowie Sachbuch, insbesondere aus den Bereichen Geschichte und Kulturgeschichte, Kunst, Musik und Theater, Biografien, sowie Politik und Populärwissenschaften.
Die Redaktion ist in der Auswahl der rezensierten Titel unabhängig. Die Auswahl erfolgt durch die Redaktion in Korrespondenz mit den RezensentInnen. Wir besprechen Bücher, die wir auch selbst lesen und ins Regal stellen möchten.
Die Lesart erscheint ausschließlich in deutscher Sprache.
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